Die Zukunft des Handwerks und ihre Herausforderungen: NRW-Arbeitsminister Laumann zu Gast im AWZ Bau in Kreuztal

 

Kreuztal. Im Rahmen der von der CDU ausgerufenen „Woche des Handwerks“ hat NRW-Minister Karl-Josef Laumann gemeinsam mit der CDU-Landtagsabgeordneten Anke Fuchs-Dreisbach, Ministeriumsmitarbeiterin Kathrin Müller aus dem Referat „Duale Ausbildung“ sowie weiteren Vertretern von CDU und CDA (Christlich Demokratische Arbeitnehmerschaft) aus der Region das Aus- und Weiterbildungszentrum (AWZ) Bau in Kreuztal besucht. Im Dialog zwischen NRW-Arbeitsminister Laumann und den Vertretern des heimischen Handwerks ging es vor allem um die Frage, wie jungen Menschen der Zugang zum Handwerk geebnet werden kann. Hier sei dringender Handlungsbedarf geboten: Nach Meinung aller Beteiligten ist der Nachwuchs- und Fachkräftemangel die größte Herausforderung der Zukunft im Handwerk.     

Bei seinem Besuch in Kreuztal-Fellinghausen konnte sich Karl-Josef Laumann, Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, ein Bild von den modernen Ausbildungsbedingungen im AWZ Bau machen. Nicht ohne Grund ist das bauhandwerkliche Bildungszentrum über die Regionsgrenzen hinaus gefragt und lockt Meisterschülerinnen und -schüler sogar bundesweit zur Weiterbildung nach Kreuztal. Träger des Aus- und Weiterbildungszentrums sind die Bauinnung Westfalen-Süd und die Zimmerer-Innung Westfalen-Süd. Neben den Vertretern der beiden Trägerinnungen freute sich auch Stefan Simon, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Westfalen-Süd, über die Möglichkeit des Austausches.

Verknüpfung von Praxis und digitaler Technik

AWZ Bau-Geschäftsführer Horst Grübener stellte Karl-Josef Laumann in einem Rundgang die verschiedenen Fachbereiche vor. So ging es für den Minister durch die Beton- und Stahlbetonbauhalle, zu den Auszubildenden im Maurerhandwerk, über die Außenbaustelle des Straßenbauerhandwerks und schließlich in die Werkstatthallen der angehenden Zimmerer. Dabei bekam der Minister, der selbst gelernter Maschinenschlosser ist, einen Einblick in die praktischen Arbeiten der Auszubildenden und den mittlerweile selbstverständlichen Einsatz digitaler Technik im Bauhandwerk. Auf dem 11.000 m² großen Areal mit 4.000 m² Ausbildungs- und Schulungsräumen sowie Außenbaustellen zeigten sich die Nachwuchshandwerker professionell im Umgang mit Materialien und digitaler Technik. Insgesamt werden im AWZ Bau aktuell rund 350 junge Menschen vom ersten bis zum dritten Lehrjahr ausgebildet.

Handwerk ist zentrale Säule der Wirtschaft

Anschließend kamen die Vertreter aus Politik und Handwerk im Schulungsraum des Neubaus des AWZ Bau zum Gespräch zusammen. Erst Ende 2021 ist das neue Schulungs- und Verwaltungsgebäude, das vom Bund mit 45 Prozent und dem Land mit 20 Prozent gefördert wurde, bezogen worden. In ihren Begrüßungsworten betonte die gelernte Schornsteinfegerin Anke Fuchs-Dreisbach MdL (CDU) die Wichtigkeit des Handwerks: „In NRW haben wir 190.000 Handwerksunternehmen. Damit ist das Handwerk eine zentrale Säule unserer Wirtschaft. Auch in der Pandemie konnten wir uns auf das Handwerk verlassen. Nun müssen wir uns fragen: Wie decken wir den Bedarf an Arbeitnehmern in Zukunft?“ Neben den aktuellen Herausforderungen steigender Energie- und Rohstoffpreise sowie der Materialknappheit, sei das die drängendste Frage der Zukunft, so die Landtagsabgeordnete aus Bad Berleburg.

Eintauchen in die Welt des Handwerks

Karl-Josef Laumann brachte das veränderte Berufswahlverhalten auf den Punkt: „Zu meiner Schulzeit machten nur elf Prozent der Schülerinnen und Schüler Abitur. Heute sind es 50 Prozent. Es ist gut, dass heutzutage der Schulabschluss grundsätzlich nicht mehr abhängig vom Milieu des Elternhauses ist. Aber wir müssen jungen Menschen zeigen, dass auch die duale Ausbildung erstrebenswert und für die Gesellschaft von gleicher Bedeutung ist. Denn ohne gewerbliche Berufe und damit auch ohne Handwerk und Industrie, werden wir keine gute Zukunft haben.“ Man müsse über die zentrale Frage sprechen, wie man jungen Menschen einen besseren Einblick in die Handwerksberufe geben könne, so der 64-jährige. „Denn nur, wer auch die Welt des Handwerks kennt, kann für sich eine richtige Entscheidung treffen.“

Arbeitsvolumen in Zukunft gigantisch

Die Fachkräftesicherung sei die größte Aufgabe der Zukunft für einen Arbeitsminister. „Wir müssen uns überlegen, wie wir es schaffen, dass die Produktion in Deutschland gehalten werden kann und es auch in Zukunft genügend Leute dafür gibt.“ Die Pandemie und aktuell auch der Krieg in der Ukraine zeigen, dass das wirtschaftspolitische Ziel die Unabhängigkeit im Bereich Rohstoffe und Verarbeitung sein müsse. Dazu brauche man Handwerk und Industrie mehr denn je. Nach Einschätzung des Ministers wird das Arbeitsvolumen im Bauhandwerk auch in Zukunft gigantisch sein. „Wir brauchen das Bauhandwerk dringend, um die Klimaziele erreichen zu können. Es gibt unter anderem unheimlich viele Aufgaben, wenn es um Gebäudesanierung und auch erneuerbare Energien geht.“

Regionale Herausforderungen

Harald Görnig (CDU), Obermeister der Metalltechnik-Innung Westfalen-Süd, machte außerdem klar, vor welchen Herausforderungen das Handwerk hier in der Region steht: „Das Handwerk macht so viel Spaß und bietet jungen Menschen – egal ob mit Abitur, Mittlerer Reife oder Förderschulabschluss – vielfältige Möglichkeiten. Wichtig ist aber, dass die Berufsschulklassen auch hier im ländlichen Raum bleiben und nicht aufgrund der nicht erreichten Mindestanzahl von Schülerinnen und Schülern verlegt werden. So entstehen sehr weite Wege, die junge Menschen in unserer Region – insbesondere aus den Dörfern – nicht bewältigen können. Die Entscheidung für einen anderen Beruf ist dann vorprogrammiert. Bus und Bahn fahren hier nicht rund um die Uhr und ohne Führerschein ist man regelrecht aufgeschmissen. Die Berufsschule muss für junge Menschen aber gut erreichbar sein.“ Auch kleine Berufsschulklassen müssten deshalb möglich sein, fordert der Obermeister.

Zudem machte Fliesenlegermeister und Vorstandsmitglied der heimischen Bauinnung, Michael Bär, auf die Hürden im Rahmen der Beschäftigung von Menschen mit Migrationshintergrund aufmerksam. „Hier sind praktikable Vorgehensweisen hinsichtlich Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis sowohl für Arbeitgeber als auch -nehmer gefragt.“ fordert der Unternehmer, der im Jahr 2021 den Integrationspreis erhalten hat.

Text und Bilder: Rebecca Dalhoff

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